Kaiserslauterer Informatikerin mit Abt-Jerusalem-Preis ausgezeichnet
Wenn es um gesellschaftliche und ethische Aspekte beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz sowie generell im Rahmen der Digitalisierung geht, ist Professorin Dr. Katharina Anna Zweig als Expertin gefragt. Die Biochemikerin und Informatikerin, die an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) forscht und lehrt, treibt die hierfür notwendige fachliche Auseinandersetzung über Disziplingrenzen voran. So verbindet sie im Dialog die Informatik mit den Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften. Für dieses herausragende Engagement hat sie am Freitag den mit 5.000 Euro dotierten Abt-Jerusalem-Preis 2022 erhalten.
„Über diese Auszeichnung freue ich mich ganz besonders“, sagt Zweig. „Sie erkennt an, dass ich seit Jahren als Ziel habe, dass wir interdisziplinär an den wichtigen Fragen rund um die KI arbeiten können. Dafür müssen wir Informatiker:innen mehr erklären, was wir eigentlich tun, brauchen aber auch die Bereitschaft der anderen Disziplinen, sich mit den technischen Details auseinanderzusetzen. Ich bin dankbar dafür, dass so viele bereit sind, das auf sich zu nehmen und dass meine Anstrengungen für dieses Ziel jetzt eine solche Anerkennung finden.“
Interdisziplinarität zieht sich generell wie ein roter Faden durch die Forschungsprojekte von Zweigs Arbeitsgruppe: „Wir arbeiten zum einen mit Rechts- und Politikwissenschaftler:innen an der Frage, ob KI im Gerichtssaal genutzt werden kann und wie man KI am besten reguliert. Zum anderen interessiert uns die psychologische Komponente der Zusammenarbeit mit algorithmischen Entscheidungssystemen. Am wichtigsten sind jedoch die ganz grundlegenden philosophischen Fragen, die sich stellen, wenn Maschinen Entscheidungen treffen oder unterstützen sollen. In diesen Themenkomplexen kann ich mich auf die Zusammenarbeit mit den Philosophen und Philosophinnen an der TUK und ebenso am Campus Landau verlassen“, so die Forscherin.
Der Abt-Jerusalem-Preis wurde bereits zum sechsten Mal für herausragende Beiträge zum Dialog der Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften verliehen. Gestiftet wird er von der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Technischen Universität Braunschweig, der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Benannt ist der Abt-Jerusalem-Preis nach Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709-1789), der als Abt des Klosters Riddagshausen Mitbegründer des Collegium Carolinum war, einer Bildungseinrichtung, aus der die Technische Universität Braunschweig hervorgegangen ist. Jerusalem gilt als Vordenker eines aufgeklärten Verhältnisses von Glaube und Vernunft.
Über Katharina Zweig
Katharina Zweig ist seit Jahren in der kritischen Algorithmus- und Data Science-Forschung tätig. An der TUK leitet sie das Algorithm Accountability Lab am Fachbereich Informatik und verantwortet die fachliche Gestaltung und Koordination des Studiengangs "Sozioinformatik". Den öffentlichen Dialog zum Verhältnis von Algorithmen und gesellschaftlichen Werten gestaltet sie aktiv mit durch ihre Vortragstätigkeit, Mitgliedschaften in ministeriellen Beiräten und Kommissionen. Beispiele sind ihre Tätigkeit als Mitglied der Enquete Kommission Künstliche Intelligenz (2018-2020) oder als Mitglied des ITA-Beraterkreises des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (seit 2014). Auch als Autorin hat sich Zweig einen Namen gemacht – zuletzt hat sie 2019 das Buch „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl“ im Heyne-Verlag veröffentlicht, das über zehn Wochen auf den Bestsellerlisten stand. 2019 wurde sie auch mit dem DFG Communicatorpreis und 2017 mit dem Ars Legendi-Fakultätenpreis in den Ingenieurswissenschaften und der Informatik ausgezeichnet.
2020 gründete Zweig zusammen mit weiteren Professor:innen an der TUK den Potentialbereich CEDIS (Center for Ethics and the Digitalized Society), um an der Schnittstelle von Ethik, KI-Forschung, Gesellschaft, Bildung und Politik die mit der Digitalisierung einhergehenden Transformationsprozesse in unterschiedlichen Lebensbereichen zu analysieren und kritisch zu reflektieren. Ziel ist es, die jeweiligen Anwendungen im Hinblick auf ihre Chancen und Risiken mit Blick auf das Individuum und die Gemeinschaft zu hinterfragen und Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Fragen beantworten:
Professorin Dr. Katharina Anna Zweig
Tel.: 0631 205 3346
E-Mail: zweig@cs.uni-kl.de
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